Im Spannungsfeld zwischen Emotion und Organisation

Wir schaffen viel“ statt „Wir schaffen das“ sagt Heinz Heineke, Leiter der Malteser Flüchtlingscamp Lippstadt im Auftrag des Kreises Soest. Bei einem Vortrag im Senner Buschkampkeller im Rahmen des Liberalen Forums berichtete er vor gut 50 Besuchern über die Arbeit in der Notunterkunft.

Innerhalb weniger Wochen musste er aus der Not eine Tugend machen und mit einem wachsenden Team von inzwischen 45 Personen (plus Security und Caterer) eine Notunterkunft für 350 Personen aufbauen. „Eine Aufgabe, die er zusammen mit seinem Team des Malteser Hilfsdienstes mit Bravour gemeistert hat und weiterhin meistert“ sagt Stefan Mielke, FDP Ortsvorsitzender von Senne und einer der Organisatoren des Liberalen Forums im Bielefelder Süden.

Dies bestätigte auch der vor drei Monaten in Lippstadt angekommene syrische Flüchtling Hayssam, der inzwischen mit 22 anderen Flüchtlingen in einer Männer-WG mit 6 Zimmern, zwei Küchen und zwei Bädern untergebracht wurde. „Ich würde gerne in die Zeltstadt von Heinz Heineke zurückkehren, da dort das Leben angenehmer und organisierter ist.

Laut Heineke ist eines der größten Probleme eine Struktur zur Abwicklung aufzubauen. Es gibt, auch nach Paris und Köln, sehr viele hochmotivierte helfende Ehrenamtler, aber auch zu viele frustrierte Beamte und zu kurzfristige ad hoc Entscheidungen der Politik. „Wir haben kein Flüchtlingschaos, sondern ein Organisationschaos.“ sagt Heineke. „Richtlinien ändern sich, Zuständigkeiten wechseln, Verantwortungen werden weitergereicht.

Heineke (66), der seit gut 30 Jahren FDP-Mitglied ist und schon mehrfach in Paderborn Bundes- und Landtagskandidat war, stellt an die Politik drei Forderungen:

Erstens: Ziele statt Zickzack – wir benötigen eine Integrations-Vision und eine langfristige Entwicklungsperspektive.

Zweitens: Augen auf statt Augenwischerei – Die aktuelle Situation und alle derzeitigen Ereignisse müssen gründlich analysiert und transparent gemacht werden.

Drittens: Anpacken statt Abwarten – Mit einem klaren Commitment müssen Maßnahmen durchgeführt und Zielsetzungen definiert werden. Heineke: „Flüchtlingshilfe ist alternativlos und bedeutet harte Arbeit.“

Desweiteren sprach er sich dafür aus, die Arbeit der Ehrenamtler, der Mitarbeiter der Hilfsdienste, der Polizisten, der Beamten und der Staatsbediensteten vor Ort mehr zu würdigen. Diese Personen benötigen eine Lobby, eine Interessenvertretung. Zum Beispiel in der FDP. Außerdem ermunterte er Rentner und Pensionäre sich vermehrt einzubringen. Sie können mit ihrer Erfahrung und verfügbaren Zeit erfolgreich helfen und somit einen großen Beitrag für die Zukunft ihrer Kinder und der nachfolgenden Generationen leisten.

Für Moderator Rainer Seifert, Vorsitzender der FDP Brackwede, bot die Veranstaltung ganz wichtige Einblicke in die konkrete Flüchtlingsarbeit: „Dieses Thema wird uns alle auch 2016 sehr beschäftigen, da leisten Informationen aus dem gelebten Alltag einen zentralen Beitrag.

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