Betriebsausflug zur Documenta falsches Signal

Inakzeptabel ist für uns, dass die Bielefelder Verwaltung ausgerechnet dieses Jahr die wegen judenfeindlicher Darstellungen stark kritisierte „documenta“ als Ziel einer Exkursion des Kulturamtes gewählt hat. „Bereits in der vergangenen Sitzung des Kulturausschusses haben wir angemerkt, dass dieser geplant Besuch unbedingt überdacht werden sollte“, sagt unser Ratsmitglied Leo Knauf. Unseren Antrag auf Absage der Fahrt hatte Rot-Rot-Grün zusammen mit der CDU abgelehnt.

„Seit Wochen ist die Ausstellung durch immer wieder neue Fälle eindeutig antisemitischer Motive in der Kritik. Die Leitung der documenta ist offenkundig nicht in der Lage oder nicht willens, dem Einhalt zu gebieten. Es ist nicht ersichtlich, was man hiervon für die Bielefelder Kulturarbeit übernehmen sollte“, betont Knauf. In der nächsten Sitzung des Kulturausschusses werden wir deshalb anfragen, welche Impulse die Verwaltung aus Kassel für ihre Arbeit mitgenommen hat.

„Es kann nicht im Sinne unserer Stadt sein, eine Veranstaltung zu unterstützen, die sich nur halbherzig bis gar nicht von übelsten, hetzerischen Darstellungen jüdischer Menschen oder von der antisemitischen BDS-Kampagne distanziert. Hier hat der Kulturdezernent im Ausschuss eine klare Positionierung vermissen lassen“ so unser Vorsitzender Jan Maik Schlifter.

Erst vor wenigen Tagen hat der Bielefelder Antisemitismusforscher Jakob Baier in der taz belegt, dass trotz aller Beteuerungen der Kuratoren noch jeden Tag auf dem Gelände in einer Videoinstallation antisemitische Parolen gezeigt werden. Die unkommentiert in Dauerschleife gezeigten Propagandavideos japanischer Linksextremisten würden etwa nachweislich falsche Beschuldigungen von Juden als Kindermörder oder Frauenschänder verbreiten. Schlifter: „Antisemitismus ist nicht nur in Sonntagsreden abstrakt zu verurteilen, sondern es gilt entschieden dagegen Position zu beziehen, auch wenn er von ausländischen Künstlerinnen und Künstlern kommt. Diese Hetze etwa als Ausdrucksform des globalen Südens hinzunehmen, kann keine Option sein.“

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