Per Erlass will NRW-Schulministerin Löhrmann die Unterrichtung von Flüchtlingskindern tiefgreifend verändern. Viel stärker als bisher sollen Kinder auch ohne Deutschkenntnisse möglichst von Beginn an in Regelklassen unterrichtet werden. Gesonderte Lerngruppen, um die Kinder etwa in der deutschen Sprache für den Regelunterricht fit zu machen, werden so im Gegensatz zur bisher gültigen Regelung zurückgedrängt. Dies betrifft vor allem weiterführende Schulen. In Bielefeld wurden Flüchtlinge und Zuwanderer z.B. aus EU-Ländern ohne Deutschkenntnisse, im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr in der Sekundarstufe in 80 sog. Auffang- und Vorbereitungsklassen unterrichtet, bevor sie in Regelklassen gehen können.
„Durch die Neuregelung wird diese bewährte Form der Integration in Frage gestellt. Kinder ohne Kenntnis der Sprache sofort in Regelklassen zu schicken, ist ein Wahnsinn und hilft niemandem.“, so FDP Vorsitzender Jan Maik Schlifter. Der Bielefelder Verband der Lehrergewerkschaft GEW hatte sich erst vor ein paar Wochen mit der dringenden Bitte an die Politik gewandt, die Inklusion, also die Beschulung von Kindern mit Förderbedarf in Regelklassen, auf eine bessere Grundlage zu stellen. Schlifter: „Statt die Umsetzung der Inklusion zu verbessern, sollen nun auch noch in Klassen mit bis zu 30 Schülern Schüler ohne Deutschkenntnisse quasi nebenher mit unterrichtet werden. Die grüne Schulministerin hat den Bezug zur Schulwirklichkeit offenbar längst verloren.“
In 2016 sind Stand Mai 614 Kinder im Schulalter als Flüchtling oder Zuwanderer nach Bielefeld gekommen. Sowohl die GEW als auch lehrer nrw warnen in aktuellen Meldungen landesweit vor einer „Katastrophe“ und einem „drohenden Scheitern der Integration“ bei Umsetzung des Erlasses.